Feuerwache Krems-Süd
Im Rahmen eines Architekturwettbewerbs, zu dem sam-architects geladen waren, wurden einerseits ein Ortsbezug und andererseits ein detailliertes Raumprogramm als Vorgabe übermittelt, welche zur notwendigen und zugleich wichtigen Grundlage des Architekturentwurfes werden sollten.
Nach eingehender Recherche und Besuch von Feuerwehrgebäuden verfestigte sich das Bild, wie eine räumliche Konstellation zu schaffen ist, welche die Erfordernisse einer Einsatzorganisation zu erfüllen imstande ist. Uneingeschränkt sind dabei das Einrücken und das möglichst ungehinderte Vorbereiten und die Ausfahrt zum Hilfseinsatz mit den entsprechenden Fahrzeugen vorrangig zu sehen, wobei für die Kommandofunktion auch die Sicherheit und damit effizientes Einwirken auf die Einsatzkräfte der Feuerwehr sichergestellt sein muss. Das räumliche, funktionelle Gliedern den Einsatzgrundsätzen nach legte somit eine grundsätzliche Konstellation von Raumabfolgen fest, welche mit weiteren für die Festlegung/Gestaltung entscheidend sein sollte.
Freiwilligkeit als übergeordneter Hintergrund der Bereitschaft, sich für die Feuerwehr einbringen zu wollen, erfordert eine entsprechende Anpassung der Raumerfordernisse, welche diese Bereitschaft räumlich und funktionell unterstützt. Der Bereitschaftsraum steht somit an jener räumlich funktionalen Schnittstelle, welche die sich zu einem Einsatz bereithaltende oder von einem Einsatz zurückkehrende Feuerwehr ideal zu unterstützen imstande ist. Das Warten in Bereitschaft ermöglicht dabei direkte Kommunikation der Mannschaften und unmittelbaren, raschen Zugang zu den Einsatz- und Kommandobereichen.
Unter vielen anderen wesentlichen Aufgaben einer Freiwilligen Feuerwehr ist es für ihren nachhaltigen Bestand auch wichtig, Jugendliche für die Mitarbeit bei der Feuerwehr zu begeistern. Nachwuchsarbeit sichert die Einsatzfähigkeit der Freiwilligen Feuerwehr langfristig. Hierzu ist es notwendig, dass man eine ausreichend attraktive Umgebung schafft, welche dazu beiträgt, die in Betracht kommenden Jugendlichen als Freiwillige, die einen Teil ihrer Freizeit in den Dienst der Gesellschaft stellen, zu gewinnen. Um diese Voraussetzungen zu schaffen, sollte ihr Bereich funktionell, aber auch räumlich an repräsentativer Stelle des Gebäudes eingebunden werden. An der räumlichen Schnittstelle von Kommandoeinheiten und Bereitschaftsraum gelegen wird dabei die Integration durch die offene, mit Durchsichten ausgestattete Raumanordnung unterstützt.
Das für die FW Krems-Süd bereitgestellte Grundstück wurde bereits vor Längerem erworben und liegt an einsatzstrategisch günstiger Stelle. Von hier aus sind sowohl die südlich als auch die nördlich der Donau gelegenen Teile von Krems bei Einsätzen sehr rasch erreichbar. Eine günstige Positionierung im weiteren Sinne gilt auch für das in das neue Gebäude integrierte Katastrophenschutzlager.
Topografisch im Übergangsbereich von einem verlandeten Donauarm zum ansteigenden Gelände hin gelegen, erforderte die Baufläche für Planung und Bauführung einerseits eine anspruchsvolle Bodenverbesserung wie auch Fundierungsarbeiten und ermöglichte damit andererseits eine auf Höhe der Straße gelegene Baufläche mit ausreichendem Platz zum Rangieren und Parken.
Durch die besondere geländebedingte Lage waren auch raumordnungsbezogene Aspekte zu beachten, welche das umgebende Grünland – von agrarisch genutztem Gelände bis zu Wald – entsprechend zu respektieren erforderten. Für die Unterstützung des Architekturentwurfes war dabei eine umsichtige gestalterische Anwendung von Form, Material und Farbgebung notwendig, um das Gebäude in das umgebende Landschafts- und Ortsbild einzufügen, aber auch um den an jener Stelle festgestellten Wildtierwechsel zum Gewässer des Auwaldes weiterhin zu ermöglichen.
Eine Besonderheit dieses Feuerwehrhauses ist es, dass auch Räume für andere Anlässe genutzt werden können, wie etwa von Seiten der Gemeinde oder für vorgesehene gesellschaftliche Anlässe. Die einfache Erreichbarkeit und übersichtliche Zufahrt unterstützen dabei, jene zeitweiligen Nutzer im Vorplatzbereich, aber auch im Inneren des Gebäudes mit Foyer und Veranstaltungsraum angemessen zu versorgen.
Für das Gebäude als Bauwerk insgesamt, materialbezogen aus Sicht der Baukonstruktion betrachtet, war es uns sehr wichtig, beständige Materialien des Massivbaus für Wände und Decken in Kombination mit Leichtbauelementen aus Holz für die Hallendächer zur Anwendung vorzuschlagen. Die Robustheit der Wände allgemein, ihrer Oberflächen und damit verbunden die langfristige Gewissheit, über ein sicheres Gebäude zu verfügen, waren ausschlaggebend für die Anwendung von Betonfertigteilen. Das beabsichtigte hohe Maß an Vorfertigung erforderte einen dichten Planungseinsatz, welcher in Zusammenarbeit mit den Planungspartnern Retter und Partner wie auch von KWI Gebäudetechnik vorausschauend bewältigt werden konnte.
Ein straffes Kostenmanagement, ermöglicht durch Adaptieren von Oberflächen und Optimieren der Konstruktion, trug dazu bei, die durch die Corona Epidemie bedingten Erschwernisse zu bewältigen und dabei die räumlich funktionelle und Gesamtkonzeption ohne Einschränkung beizubehalten. Eine durch Mitglieder der Feuerwehr organisierte Innenraumgestaltung der Raumeinheiten und besonders des Bereitschaftsraumes lassen zudem im Bereich des neuen Gebäudes einen lebendigen, wirksamen Betrieb der FW Krems-Süd erwarten.
Als Teilnehmer am Einstufigen Architekturwettbewerb war sam-architects bewusst, dass es zur Erlangung eines möglichen Erfolges nur einen Versuch geben kann, welcher funktionale, soziale, wirtschaftliche und gestalterische Aspekte in einem klar ablesbaren Wettbewerbsbeitrag zu vereinen imstande ist. Die angewandte Formensprache musste dabei unaufdringliche Einfachheit, aber auch ausreichende formbezogene Identität eines Feuerwehrhauses vermitteln. Schriftzüge und Wappen, direkt am Gebäude angebracht, ermöglichten dieses in unaufdringlicher Art.
Fotos © Leonhard Hilzensauer