Wettbewerb EXPO Shanghai
Kooperation sam/ottreinisch mit Urs Bette
Entwurfskonzept
Das Projekt City in Harmony.2 versucht, das Konzept des City in Harmony – Ideenwettbewerbs weiterzuentwickeln bzw. in ein reales Gebäude zu integrieren. Ein digitaler I-Ging ähnlicher Prozeß – und zwar die Suche nach aktuell verfügbaren Musikinstrumenten in e-bay – ergab zur Zeit der Recherche genau 64 verfügbare Instrumente. Das Verbinden der Standorte auf einer digitalen Österreichkarte (erster Standort mit dem letzten, vorletzter Standort mit dem vorletzten und so weiter) ergab ein Netz von 32 Verbindungsstrichen, das zufällig Österreich auch ohne Kontur noch gut ablesbar machte. Dem flachen „Mikado“-Objekt wurde eine Höheninformation zugeordnet. Der „Ösi“-Berg hatte Form angenommen.
Da dieses Objekt auch einem Muikinstrumentenkoffer ähnelte, war die Symbiose aus Österreich, Musik, und Zufall fürs erste hergestellt, danach wurde das Objekt so lange zurechtgefeilt, bis es in etwa die richtige Kubatur hatte. Im nächsten Durchgang wurden in das Hüllenobjekt nun die 64 Stationen hineingepackt und durch Stegerschließungsebenen sowie Stiegen, Rolltreppen und Aufzüge verbunden.
In der Basisebene, die man unter dem auskragenden – als opulentes Vordach fungierenden – Objektrüssel betritt, befinden sich alle Hauptfunktionen des Pavillons (Restaurant, Küche, Bar, Infopoint). Der Besucher hat an diesem Punkt einen guten Überblick, nimmt rasch die in die Höhe gehobene Ausstellung wahr und kann unverzüglich zwischen Cafe/Bar und Ausstellung entscheiden. Entscheidet sich der Besucher für die Ausstellung, wird er von 2 Rolltreppen auf die oberste Ausstellungsebene gebracht und wählt seine Ausstellungsstationen nach eigener Wahl, in dem er/sie sich an 6 Wegekreuzungen an unterschiedlichen Wegen wieder herunterbegibt. In der untersten Ausstellungsebene führen alle unterschiedlichen Erlebniswege wieder zusammen und der Besucher verlässt die Ausstellung ohne im Normalfall wieder auf die Basis-/Versorgungsebene zu gelangen nach dem binären Prinzip. Sollte ein Besucher wieder in den Pavillon zurückkehren wollen, kann er entweder beim Haupteingang wieder eintreten oder im Bereich der Restauranttrerrasse wieder auf die Basisebene zurückkehren.
Baukörper
Um den Vorgaben des Auslobers in Hinsicht innovativer Gebäudehüllen und Klimatechnik sowie nachhaltiger Entwicklung gerecht zu werden, wird die Gebäudehülle aus gedämmten, vorgefertigten Holzsandwichelementen mit nur lokaler Lastabtragungsfunktion ausgeführt, die auf eine Stahlunterkonstruktion (biegesteife Rahmen mit Fachwerkdiagonalen) montiert werden.
Die Elemente bestehen aus:
- Folie mechanisch befestigt (oder wegen der Faltenbildung vielleicht besser vollflächig geklebt)
- OSB-Holzwerkstoffplatte
- Tragrippen KVH oder BSH
- Zwischensparrendämmung 22 cm
- Dampfbremse
- OSB-Holzwerkstoffplatte
- Innenhaut
Zwischen Innenschale und zwischen Stahlunterkonstruktion kann Installation geführt werden. Da die meisten Elemente gerade sind und eine weitgehend einheitliche Elementierung zulassen, könnten diese Elemente nach der Expo auch als Fassadenelemente weiterverwendet werden. Die Deckenebenen für die Ausstellungsstege,die Ausstellungskuben und die Zwischendecken im Bereich des VIP/Bürobereiches selbst werden aus einer Stahl-/Holzkonstruktion errichtet. Um den Lasteintrag in die Hülle zu minimieren, werden im irregulären Raster unter die Ausstellungsboxen Stahlstützen angeordnet, die die Lasten in die Fundamentierung eintragen.
Elementherstellung und Montage
Die Rasterung der Stahl-Unterkonstruktion wird mit 6,0m1 konzipiert, um die Dach- und Wandelemente als Durchlaufträger berechnen zu können. Die Elementgrößen werden ca 2,2m betragen, um ein wirtschaftliches Packmaß für den Containertransport zu erhalten.
Alle Elemente werden im Werk fix fertig hergestellt, d.h. haben mit der innenliegenden OSB-Platte die endgültige Innenschale und mit der verklebten Folie die endgültige außenliegende Abdichtung. Die Elemente sind in einer Riegelbauweise mit innenliegender Wärmedämmung konzipiert und werden auf Schmetterlingswendetischen mit CNC_Arbeitsbrücken hergestellt. Die Elemente haben die Brandschutzqualifikation REI 30, können aber auch bis REI 90 ausgeführt werden.
Die Elemente werden mittels Mobilkran eingeschwenkt und von Hebebühnen aus einjustiert. Die Befestigung der Elemente auf der Stahlunterkonstruktion erfolgt auf bereits werkseitig aufgeschweißten Stahllaschen, wobei diese so anzuordnen sind, dass das Lösen der Verschraubungen eine Demotage ermöglicht. Auch das nachträgliche Verschweißen der Folienstöße erfolgt von Hebebühnen aus.
Gebäudetechnik
Auf Grund der klimatischen Bedingungen in Shanghai und des Jahreszeit der EXPO-Veranstaltung ist eine Vollklimaanlage erforderlich. Dabei werden energiesparende Technologien eingesetzt. Die Klimatisierung des gesamten Pavillions ist primär über dezentrale Systeme innerhalb der Ausstellungsboxen mit Quellluftfancoils vorgesehen. Die Frischluft für die Personen wird über eine Klimaanlage im EG und Quellluftauslassen zugfrei und impulsarm eingebracht. Die Küche und die Sanitärräume werden über eigene Abluftanlagen entlüftet. Die Nebenräume und die Büros werden ebenfalls Fancoils klimatisiert.
Um die Energieeffizienz der gesamten technischen Einrichtung zu optimieren wird für die Beleuchtung weitgehend eine LED-Technik vorgesehen. Dadurch wird nicht nur der direkte Energieverbrauch der Beleuchtung stark reduziert, sondern auch die Kühlleistung durch geringe Abwärme entscheidend reduziert. Die Sicherheitseinrichtungen wie Brandschutz und Fluchtwegbeleuchtung werden über Batterieanlagen autark versorgt. Diese werden primär mittels Photovoltaik , welche als Folien in der Gebäudehülle integriert werden, geladen.
Ausstellung
Thema der Ausstellung ist die Österreichische Musik als Grundlage einer erlebbaren „Spezialität des Hauses Österreich“. Durch die Vielfalt der unterschiedlichen Musikinstrumente bzw. deren Zusammenspiel wird die Eigenart der Instrumente/Regionen vermittelt.
Man kann in jeder Station ein reales Beispiel in Form jeweils eines (typischen) Musikstückes hören, wobei darauf geachtet wird, dass sich die Kojen oder Stationen keinen Fall gegenseitig stören, dies visuell eventuell mit Bildern einer Region, in der das Instrument typisch ist kombinieren und ein Instrument ausstellen (z.B. die Teufelsgeige, Maultrommel oder die Harmonika).
Der einzelne Besucher bekommt beim erstmaligen Eintritt in den Pavillon ein kleines Geschenk (z.B. Button, Aufkleber am Revers, evtl. mit einem der iGing-Symbole drauf ) in dem ein RFID-Transponder enthalten ist. Bei jeder einzelnen Station ist ein berührungsloses RFID- Lesegerät installiert, ähnlich wie beim Skilift.
Folgende Informationen sind jetzt ablesbar und auswertbar:
- Wie viele Besucher sind gleichzeitig in der Ausstellung.
- Welcher Besucher besucht welche Stationen in welcher Reihenfolge.
- Wie viele Besucher halten sich gerade bei jeder Station auf.
Daraus sind jeweils unterschiedliche Informationen verwertbar:
- Sollte die max. zulässige Besucherzahl erreicht werden, kann der Zugang zeitweilig unterbrochen werden.
- Da der Besucher gezwungen wird sich für jeweils einen Weg zu entscheiden (nach den Prinzipien des iGing) können nie alle Stationen in einem Durchlauf besucht werden. Am Ende angekommen bekommt man als Ergebnis eine Art Orakel in Form einer „Slideshow“ + „Soundtrack“ ausgehändigt.
- Die Anzahl der Besucher pro Station wird in Echtzeit dargestellt: Die könnte einerseits in Form von unterschiedlicher Lichtstärke oder Lichtfarbe der Koje erfolgen oder je mehr Besucher in einer Station (=bei einem Instrument) sich aufhalten, desto mehr Gewicht hat die Musik, die dem Instrument zugeordnet wird. Daraus wird in Echtzeit ein Soundtrack gespielt der evtl. als Teppich im Cafe oder in der Besucher-Lounge zu hören ist.