Wohnhausanlage Gedesag Krems

Die Wohnhausanlage der GEDESAG Krems im Bereich Johann Keuschgasse, Ecke Mölkergasse entwickelt sich im Umfeld von großvolumigen Wohnbauten, im Besonderen einer Hochhaus-Wohnanlage aus den 1970er Jahren. Eine Digitalisierung des gesamten baulichen Umgebungsbereiches und anschließende Strukturanalyse schuf die Grundlage für die Größe und Position der Neubaukörper. Prismatisch proportionierte Gebäuderiegel, horizontal und vertikal positioniert, bilden dabei eine Komposition von Baumassen, welche in städtebaulichem Zusammenhang die umgebenden unterschiedlichen Elemente aufnehmen und zu einer gestalterischen Einheit zusammenführen. Ein auf dem Grundstück befindliches, leer stehendes, eingeschossiges Gebäude eines Einkaufsmarktes wurde dabei in den Gesamtentwurf integriert und vermittelt den stadträumlichen Übergang zur umgebenden zweigeschossigen Bebauung.

Keuschgasse Post

Fotos © Hertha Hurnaus

Wohnungskonzept

Die Gebäude der Wohnhausanlage umfassen drei Gebäuderiegel und einen Wohnturm mit insgesamt 2 Vierzimmer-, 16 Dreizimmer-, 41 Zweizimmerwohnungen und 8 ein Zimmer umfassende Kleinwohnungen. Die Größe der Wohneinheiten nimmt dabei im Bereich der Riegel Bedacht auf eine soziologisch günstige Verteilung. Im sogenannten Wohnturm sind in den sieben Stockwerken die Wohnungsgrößen und deren Zuschnitt in den beiden unteren Stockwerken bewusst variiert und in den oberen Geschossen, bei gleicher Gesamtgröße, sind unterschiedliche Grundrisse entwickelt. Der umgebaute Hallenbereich des vormaligen Einkaufsmarktes nimmt erdgeschossig die gesamten Nebenräume der Anlage auf. Durch die Verbindung der drei Gebäuderiegel mit Brücken konnte eine barrierefreie vertikale Erschließung mit nur einer Liftanlage erreicht werden.

Freiraumkonzept

Auf Stützen stehend entwickelt sich unter den Gebäuderiegeln ein mehrfach genutzter Freiraum. Es sind die untergestellten parkenden Fahrzeuge mit den dazugehörigen Verkehrswegen, aber auch die allgemeinen, begrünten Freiraumflächen zwischen und unter den hofartig aufgefächert positionierten Baukörpern, welche durch ihre Funktion den Freiraum bestimmen. Bestehende Bäume des vormaligen Parkplatzes, aber auch Neupflanzungen wurden dabei in die Anlage integriert. Die ihrer Funktion nach differenzierte Oberfläche ist mit verschiedenen Aufbauten und Oberflächen natürlich begrünt und wird durch eine zonierte Geländemodellierung unterstützt. Entlang des Kremsflusses, im Bereich des öffentlich genutzten Begleitweges, wurde ein durchgängig offener Übergang durch gestalterisch auf den Naherholungsbereich abgestimmte Bank- und Tischelemente geschaffen.

Wohnungen

Die Erschließung der Wohnungen der Riegelbaukörper erfolgt durch weitgehend verglaste und wind- geschützte Laubengänge, im Wohnturm ist es ein zentrales Stiegenhaus mit Lift. Im Inneren wurde auf einfache Organisation und klaren Zuschnitt der Grund- risse geachtet. Jede Wohnung verfügt an geeigneter Stelle über einen Balkon, oder im Bereich der dritten Obergeschosse der Riegelbaukörper eine Dachterrasse. Der Wohnturm ist allgemein mit Loggien ausgestattet, wechselnd angeordnet variieren dazu die Grundrisse in den Geschossen. Um besonders aus den oberen Stockwerken den Blickbezug zum umgebenden bodennahen Umfeld zu ermöglichen, wurden die Zimmer mit Fenstertüren und verglastem Brüstungsgelände ausgeführt. Bei den kleineren Wohnungen wurde darauf geachtet, die Schlafbereiche abtrennbar zu gestalten. Durch Schiebewände mit zugehörigen Fixverglasungen werden dabei die Raumeinheiten gemeinsam nutzbar und wird eine großzügige Raumwirkung erlebbar.

Mit Ausnahme von vier der insgesamt 63 Wohnungen diese sich in den Obergeschossen befinden, wurde zu dem erschließenden und freiräumlich dicht genutzten Erdgeschoß ein System von halböffentlichen Freiräumen in den oberen Stockwerken geschaffen. Diese sind als Raumerweiterungen an den, die Baukörper verbindenden, Brücken und Gängen angelegt und können als Kommunikations- und Aufenthaltsbereich außerhalb der Wohnung genutzt werden. Ein gemeinschaftlich zu nutzender Mehr-zweckraum mit Zugang ins Freie, sowie eine ebensolche begrünte Dachterrasse, schaffen gute räumliche Voraussetzungen für die Hausgemeinschaft.

Farbkonzept

Das farbliche Erscheinungsbild der Wohnhausanlage wurde unter Berücksichtigung der Farbgestaltung der Fassadensanierung des 1970 errichteten Wohnhochhauses erstellt. Wesentlich war dabei ein sich gegenseitig ergänzendes Ensemble von Baukörpern verschieden Alters, Größe und Proportionen in ihrer Wahrnehmung zu unterstützen. Beim Wohnhochhaus wurde dabei mit dem farblichen Differenzieren des gesamten Volumens in wahrnehmbare Teilstücke, welche zusammenstehend stabil erscheinen und aus städtebaulicher Distanz reduzierte Größenverhältnisse und Proportionen zu vermitteln im Stande sind, eine zu berücksichtigende Grundlage geschaffen. Helle Blau- und Grautöne, welche für der Nahbetrachter, den Blick nach oben richtend, in einem Farbkanon der Himmelsfarben von Blau und Grau gewählt sind, wirken dabei harmonisch zusammen. Dieser Farbverlauf wurde für die neuge- schaffenen Baukörper dabei mit helleren und dunkle- ren Farbtönen erweitert und damit jene harmonisch wahrnehmbare Baukörperwahrnehmung erreicht, welche im Bereich des Überganges des Kremstales in den historischen Zentrumsbereich der Altstadt, im Ortsbild angemessen wirksam ist.