Betriebs- und Wohngebäude Unfried

BETRIEBS- und WOHNGEBÄUDE UNFRIED – Krustetten 2015

Ziel und Herausforderung war es, das sehr große Volumen der Obst-Verarbeitungs- und -lagerhalle mit dem bedarfsbezogen kleinvolumigen Einfamilienhaus gemeinsam zu gestalten.

Wesentliche Entwurfsparameter sind die Miteinbeziehung der sich vom Bauplatz bietenden Aussicht in die Raumsequenz der Innenräume, die Inszenierung des Panoramas über das Donautal durch vielfältige Sichtbeziehungen und Ausblicksszenarien, sowie ein räumlich fließender Übergang zwischen Innen und Außen und damit die Schaffung von Raumzonen von unterschiedlicher Privatheit und Öffnung in den Außenraum.

Besonders die Lagesituation des Gebäudes auf einem Nordhang mit der Zufahrtstraße hangaufwärts im Süden und Blick über das Donautal Richtung Nordwesten machte eine spezielle Konfiguration des Gebäudekörpers und seiner Öffnungen notwendig, dessen Geometrie auf den Sonnenstandsverlauf Rücksicht nimmt und sowohl Belichtungserfordernisse der unterschiedlichen Raumnutzungen, die Schaffung von uneinsehbaren Privatbereichen, als auch die Inszenierung von Ausblicken in die Umgebung in sich vereint.

Die Lager und Produktionshalle wurden mit einem einfachen rechteckigen Grundriss konzipiert. Die wesentlichen Arbeits- und Manipulationsbereiche sind dabei stützenfrei. Durch die Gliederung und variable Abschließbarkeit war es möglich, Lager, Produktion sowie Stellplätze mit einer kleinen Werkstatt kompakt zu gruppieren. Durch die Verknüpfung der Funktion einer Hof- mit einer Wohnstätte im Nahbereich der Obstplantagen konnte das örtliche und zeitliche Management wie die Wohnqualität deutlich verbessert werden.

 

SOZIALE, ÖKONOMISCHE UND ÖKOLOGISCHE NACHHALTIGKEIT

Das Verknüpfen der Produktionsstätte mit dem Wohnbereich machte eine siedlungsräumliche Trennung der Bauwerke/Nutzungen von Produzieren und Wohnen entbehrlich. Der Standort erfasst genau jene Grenze zwischen agrarischer Mischnutzung mit jener von Wohnen. Das Projekt ermöglicht so die Beibehaltung der Hofstätte innerhalb eines durch ‚reines Wohnen’ bedrängten Ortsgebietes einer agrarisch gewachsenen Dorfgemeinschaft. Die Beibehaltung und Kombination von Wohn- und Hofstätte in einer neu entwickelten anforderungs- und ortsspezifischen Gebäudetypologie bezieht sich auf die traditionellen lokalen Wohn- und Arbeitsweisen, interpretiert diese architektonisch neu und stärkt somit das identitäre Selbstverständnis der agrarisch produzierenden Dorfbevölkerung.

Durch die Beibehaltung des Standortes der bisherigen Produktionsstätte im Nahbereich der Obstplantagen sind Orts und Klimabedingungen für den Betrieb unverändert. Transportwege und Produktionsflächen stehen dabei in einem räumlich wie zeitlich optimalen Verhältnis zueinender. Durch die hallenartige Struktur des Obstbaubetriebes mit Einbauten in Leichtbauweise ist es möglich auf saisonale Lager- und Produktionsbedürfnisse der verschiedenen Obstsorten kurzfristig adaptiv einzugehen.

Fotos © Leonhard Hilzensauer